Foto Oda Meubrink Psoriasis-Praxis

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Psoriasis-Praxis

Krankheitsgewinn oder Warum ich meine Erkrankung gerne behalten möchte.

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Mit einer Krankheit etwas gewinnen? Vorteile bekommen, weil ich krank bin?

Wie absurd! Oder doch nicht?

Ich behaupte, Krankheitsgewinn ist ein Phänomen, welches wir Menschen alle mehr oder weniger kennen und schon das eine oder das andere Mal im Leben versuchten zu erreichen. Ich möchte wirklich keinem Menschen zu nahe treten und gehe das Risiko ein, mich als subjektiv radikal einstufen zu lassen. Bitte lesen Sie den Artikel zu Ende, um zu verstehen, was ich meine.

 

Drei einfache Beispiele zur kurzen Erläuterung:

 

  1. Wenn Kinder kränkeln, bekommen sie von Mama, Papa oder einer anderen Bezugsperson mehr Zuwendung als sonst, wenn sie gesund sind. Es gibt vielleicht die Lieblingsspeise, extra Streicheleinheiten, mehr Fernsehen oder noch eine Extra-Vorlese-Geschichte oder Bevorzugung gegenüber Geschwistern oder sogar schulfrei. Das alles sind tolle Dinge für ein Kind! Das Kind lernt schnell: „Wenn ich krank bin, gibt’s von diesen tollen Dingen mehr als sonst. Also ist krank sein irgendwie auch toll. Okay, ich fühle mich schlecht. Das ist wohl der Preis für mehr Zuwendung. Und ich will mehr Zuwendung. Wenn ich gesund bin, bekomme ich von allem weniger.“ – Krankheitsgewinn!

 

  1. Das Klischee: „Schatz, heute nicht, ich habe Migräne!“ ist sicher nicht nur Klischee. Oft verhilft es der Person zu mehr persönlicher Ruhe und Distanz, wenn Nähe nicht gewünscht ist. Wenn dann noch die Sorge des Partners oder der Partnerin spürbar wird, wie etwa „na, lass mal Schatz, ich mach das schon, ruh dich nur aus.“ Bingo, Ziel erreicht! Ich muss mich nicht um Dinge kümmern, um die ich mich gerade nicht kümmern möchte. Zeit zum Verschieben, zum Prokrastinieren! Mehr Zeit und Raum für mich – ein Krankheitsgewinn!

 

  1. Im genehmigten Urlaub dem Chef einen Krankenschein schicken, um den zustehenden Jahresurlaub zu schieben. Ich meine hier nicht die Erkrankungen, die man niemandem wünscht, wie Sport- oder Freizeitverletzungen, Infektionskrankheiten, etc. pp. Ich spreche hier von „Ich hab Kopf“ und „Ich hab Rücken“. Das ist nicht nur den anderen Kolleginnen und Kollegen gegenüber höchst unfair, sondern bringt handfest zusätzliche freie Tage, mehr Zeit für einen selbst, bezahlt – ein Krankheitsgewinn!

 

  1. Noch mehr?

Ein Mensch, der eine Zeitlang körperlich versehrt war und die Beine nicht gut benutzen konnte, bekommt nach allen möglichen Maßnahmen eine Rente. Um diesen Status zu halten, bleibt die Person in der Öffentlichkeit im Rollstuhl sitzen. Würde die Person wieder für andere wahrnehmbar laufen können, entfiele der Rentenanspruch. Zugegeben, es klingt nicht nett. Das ist es auch nicht. – Es ist ein Krankheitsgewinn!

 

Schon klar, die Beispiele sind drastisch und vielleicht irre ich mich. Dann entschuldige ich mich aufrichtig bei allen, die sich betroffen und verunglimpft fühlen.

 

Dennoch behaupte ich, dass bei vielen chronischen Erkrankungen ganz im Unbewussten der betroffenen Person ein unausgesprochener Krankheitsgewinn schlummert, der einer guten Heilung, der Selbstheilung, im Wege steht.

 

Krankheitsgewinn kann viel Angenehmes bringen wie Zuwendung durch unsere Lieben oder überhaupt durch irgendjemanden, Zeit, Abstand, sogar Einkommen sind möglich. Der Preis ist die Erkrankung an sich. Ein hoher Preis!

 

Unser Gehirn ist in jeder Hinsicht programmierbar. Neurowissenschaftler haben in vielen Versuchen bewiesen, dass wir Menschen uns auf allen 3 Ebenen (Körper, Seele, Bioenergetik) sehr leicht selbst programmieren können. Und wir tun das auch ständig. Ausdruck dessen ist die sich selbst erfüllende Prophezeiung: „Das hab ich dir doch vorher gesagt“ oder „Ich wusste es“ oder „Ich hab’s mir doch schon gedacht“ oder „War doch klar, dass es so oder so kommt“. Jeder kennt das – und wir Menschen sind leider nicht frei davon.

 

Therapeuten nutzen diese phantastische Fähigkeit zur Umprogrammierung des menschlichen Gehirns mit großem Erfolg in vielen Behandlungen. Ich nenne es Reprogramming. Dieses Reprogramming kann gelingen, wenn ein möglicher Krankheitsgewinn identifiziert und ins Bewusstsein geholt wird. Die Therapeutische Arbeit besteht dann zunächst darin zu klären, welche Bedeutung der Krankheitsgewinn in Bezug auf die zu behandelnde Erkrankung hat. Im nächsten Schritt wird diese Bedeutung dann aufgelöst. Der Krankheitsgewinn kann so mächtig sein, dass er der Selbstheilung im Weg steht. Soll Heilung stattfinden, muss also zunächst nach einem möglicherweise vorhandenen Krankheitsgewinn gefahndet werden, um dann wirklich die Symptomatik behandeln zu können. All der Aufwand ist sonst nutzlos, wenn doch die Krankheit letztlich gar nicht „gehen“ soll. Denn diese ist ja der Preis für die Annehmlichkeiten oder Vorteile, welcher Art auch immer, die der Krankheitsgewinn einbringt. Sehr paradox!

 

Ein konkretes Beispiel aus meiner Praxis:

 

Ein schulmedizinisch austherapierter Psoriasis-Patient verriet mit fast am Ende des Behandlungszyklus‘, dass er seine Schuppenflechte auch schon mal als Vorwand benutzt, wenn er gerade keine Lust hat, Zärtlichkeiten von seiner Frau zu empfangen. „Heute nicht, Schatz, du siehst ja, meine Schuppenflechte blüht wieder.“

Er lebt in einer langjährigen Ehe, ist sexuell unerfüllt. Die Sexualität, von der er sein Leben lang träumt, bekam er in der Ehe nicht. Er ist dennoch ein treuer, loyaler Partner, fremd gehen sei keine Option, um persönlich mehr Befriedigung zu erlangen. Ob er sich nicht traut, fremdzugehen, gerade wegen möglicher Schamgefühle aufgrund seiner Schuppenflechte, bleibt im Bereich des Spekulativen. Da er die Ehe mit seiner Frau nach vielen Jahren eigentlich nur noch freundschaftlich empfindet, möchte er mit ihr auch keinen Sex, weil der ihn selbst nicht erfüllt. – Seine Psoriasis-Haut schützt ihn wie ein Panzer vor seiner eigenen Frau in der routinierten, in die Jahre gekommenen Verbindung, ein klarer Krankheitsgewinn!

 

Als wir in der Sitzung auf diesen wichtigen Punkt zu sprechen kamen, wurde schnell klar, dass es einfach nicht zusammen passt, alle möglichen Dinge zu unternehmen, um die Schuppenflechte endlich los zu werden und auf der anderen Seite an diesem absurden Schutz vor der eigenen Ehefrau festzuhalten. Die sexuelle Thematik seiner Ehe konnte mein Patient von nun an von seiner Hauterscheinung abgekoppelt betrachten. Ihm wurde schnell klar: Wenn er die hängengebliebene Heilung seiner Schuppenflechte endlich abschließen möchte, ist es notwendig, die an Psoriasis erkrankte Haut nicht mehr als Schutzpanzer gegen die Frau zu nutzen, sondern die Problematik unerfüllter Sexualität anders zu lösen. Diese einfache, aber tiefe Erkenntnis gab meinem Patienten die Möglichkeit, seine Schuppenflechte und die Behandlung unter einem ganz neuen Blickwinkel zu betrachten.

 

Fazit:

 

Krankheitsgewinn ist wohl niemandem wirklich fremd und ist der Preis für mehr Aufmerksamkeit, das gute Gefühl, mehr Beachtung geschenkt zu bekommen, endlich mal im Mittelpunkt zu stehen. So absurd es ist, aber er schenkt uns Freiheiten, die wir glauben als Gesunde nicht zu haben. Er bietet Zeit und Freiräume, Dinge zu tun oder zu lassen, für die der Genesene scheinbar sonst kaum oder wenig Kapazität hat. Er kann uns von Verpflichtungen entbinden, zumindest vorübergehend.

 

Möchte der Mensch eine chronische Erkrankung, wie zum Beispiel die Schuppenflechte (Psoriasis), eine Allergie oder eine Neurodermitis, endlich los werden und die hängen gebliebene Heilung endlich zum Abschluss bringen, ist es nötig, zu klären, ob es – bezogen auf die Symptomatik – einen Krankheitsgewinn gibt. Dieser muss dann separat betrachtet werden und aus dem Krankheitskontext ganz herausgelöst werden. Erst dann und nur dann, kann Selbstheilung geschehen.

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